Du als Kosmetiker:in weißt es selbst: Hautpflege endet nicht bei der Reinigung oder der Pflegecreme. Gerade wenn du langfristige Ergebnisse erzielen und die Hautgesundheit deiner Kund:innen wirklich schützen willst, gehört eines unbedingt dazu – konsequenter Sonnenschutz.
Dabei geht es nicht nur um ein bisschen Sonnencreme im Sommer, sondern um echte Prävention, Aufklärung und Vertrauen. In diesem Beitrag zeigen wir, warum Sonnenschutz für jeden ein Muss ist, worauf man achten sollte und wie du das Thema ganzheitlich und nachhaltig vermitteln kannst.
Was ist eigentlich ein Sonnenschutzfaktor und was sind UVA und UVB?
Der Lichtschutzfaktor (LSF oder englisch SPF) gibt an, wie viel länger deine Kund:innen mit Sonnenschutz in der Sonne bleiben können, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen – im Vergleich zur ungeschützten Haut.
Beispiel: Hat jemand einen natürlichen Eigenschutz von 10 Minuten und verwendet einen LSF 30, ist er theoretisch 30 x 10 = 300 Minuten geschützt.
Der LSF bezieht sich hauptsächlich auf den Schutz vor UVB-Strahlen, die für Sonnenbrand verantwortlich sind. Sonnenschutzmittel enthalten UV-Filter, die UV-Strahlen entweder reflektieren oder absorbieren und so die Haut vor Schäden schützen. Neben dem UVB-Schutz ist auch ein ausreichender UVA-Schutz wichtig, da UVA-Strahlen tiefere Hautschichten schädigen und zur Hautalterung beitragen. In Europa muss der UVA-Schutz mindestens ein Drittel des LSF betragen.
Die Schutzwirkung steigt mit dem LSF, jedoch nicht linear: LSF 2 blockiert etwa 50 % der UVB-Strahlen, LSF 20 ca. 96 % und LSF 40 rund 98 %, Vollständigen Schutz gibt es nicht, auch bei sehr hohen LSF-Werten erreicht immer ein kleiner Anteil der Strahlen die Haut.
Aber Achtung: Das gilt nur bei richtiger Anwendung! Also großzügig auftragen und regelmäßig nachcremen – besonders nach dem Schwimmen oder Schwitzen.
Warum du den Sonnenschutz unbedingt empfehlen solltest
1. Schutz vor Hautkrebs:
UV-Strahlen sind der größte Risikofaktor für Hautkrebs – auch in unseren Breitengraden. Die regelmäßige Anwendung von Sonnenschutz kann das Risiko für bestimmte Hautkrebsarten wie das Plattenepithelkarzinom um bis zu 40 % und für das gefährliche Melanom um rund 50 % senken. Deine Empfehlung kann Leben schützen.
2. Vorzeitige Hautalterung verhindern:
UVA-Strahlen dringen tief in die Haut ein und sorgen für Falten, Pigmentflecken und schlaffe Haut. Sonnenschutz ist der effektivste „Anti-Aging-Wirkstoff“, den es gibt. Wer sich jugendliche Haut wünscht, kommt an UV-Schutz nicht vorbei.
3. Sonnenbrand vermeiden:
Sonnenbrand ist mehr als nur unangenehm. Er schädigt die Hautzellen dauerhaft und erhöht das Krebsrisiko. Ein Produkt mit LSF 30 oder höher schützt effektiv – und sorgt für mehr Wohlbefinden nach dem Sonnenbad.
4. Pigmentflecken und Entzündungen vorbeugen:
Gerade bei Kund:innen mit zu Rötungen oder Hyperpigmentierung neigender Haut ist Sonnenschutz unverzichtbar. Er sorgt für ein ebenmäßigeres, ruhigeres Hautbild – ganz ohne zusätzliche Produkte.
Was du bei Sonnenschutzmitteln beachten solltest
So wertvoll Sonnenschutz ist, es gibt auch Aspekte, die du offen ansprechen solltest:
- Allergien & Reizungen: Einige chemische UV-Filter oder Duftstoffe können empfindliche Haut reizen. Achte auf reizfreie, hypoallergene Produkte – am besten ohne Duftstoffe oder deklarationspflichtige Allergene.
- Unreinheiten: Fettige, komedogene Sonnenschutzmittel können bei öliger oder zu Akne neigender Haut problematisch sein. Setze hier auf leichte, nicht-komedogene Formulierungen.
- Umweltschutz: Chemische Filter wie Octocrylen stehen in Verdacht, Korallenriffe zu schädigen. Mineralische Filter wie Zinkoxid oder Titandioxid sind umweltfreundlicher – hinterlassen aber manchmal einen leichten „Whitecast“. Moderne Non-Nano-Formulierungen nutzen bereits optimierte Partikelgrößen und spezielle Rezepturen, um diesen Weiß-Effekt deutlich zu reduzieren.
- Hormonwirkung: Einige chemische Filter wirken hormonähnlich – in niedriger Konzentration meist unbedenklich, aber ein Thema, über das du aufklären solltest.
- Anwendung & Augenreizungen: Sonnencreme in die Augen? Nicht angenehm. Sprays können eingeatmet werden. Auch die richtige Anwendung ist eine nützliche Information für deine Kund:innen.
Achtung bei alten Sonnencremes: Warum Frische zählt
Sonnencremes haben ein Ablaufdatum – und das solltest du unbedingt beachten. Denn: Ist der UV-Schutz einmal abgebaut, schützt die Creme deine Kund:innen nicht mehr zuverlässig vor Sonnenbrand, Hautalterung oder gar Hautkrebs. Gerade bei heißen Temperaturen, direkter Sonneneinstrahlung oder geöffneter Verpackung verlieren die UV-Filter schnell ihre Wirkung.
Besonders problematisch: Der chemische Filter Octocrylen kann sich mit der Zeit in Benzophenon umwandeln – ein Stoff, der als potenziell krebserregend gilt. Die Verbraucherzentrale rät daher klar davon ab, alte Sonnencremes mit diesem Inhaltsstoff weiterzuverwenden.
Dein Praxis-Tipp:
- Achte immer auf das Haltbarkeitsdatum - dies gilt bei kühler Lagerung
- nutze die Faustregel: Nur einen Sommer lang verwenden
- Hat sich Farbe, Geruch oder Konsistenz verändert? Ab in den Müll.
Damit schützt du nicht nur die Haut deiner Kund:innen, sondern auch ihr Vertrauen in dich.
Mythen entlarven – Aufklärung ist deine Stärke
Mythos natürliche Öle als Sonnenschutz
Viele Kund:innen glauben immer noch, dass natürliche Öle wie Kokos- oder Olivenöl als Sonnenschutz ausreichen. Tatsächlich bieten diese Öle nur einen minimalen Schutz – und sind keinesfalls eine echte Alternative.
Das Problem liegt in der Qualität und Zusammensetzung dieser Öle, welche stark schwanken – je nach Sorte, Herkunft und Erntezeitpunkt. Das bedeutet, dass ihr Schutzpotenzial nie konstant sein kann.
Im Gegensatz dazu werden Sonnencremes unter kontrollierten Bedingungen entwickelt und gründlich getestet. Sie bieten auch nach längerer Einwirkzeit auf der Haut einen nachgewiesenen Schutz vor UV-Strahlen. Öle hingegen ziehen unterschiedlich schnell ein, oxidieren schneller und bieten keinen zuverlässigen Schutz über längere Zeit.
Besonders fragwürdig ist der weit verbreitete Tipp, dass man mit Olivenöl schneller bräunen könne. Zwar mag das kurzfristig wie ein natürlicher Booster erscheinen, doch ohne effektiven UV-Schutz steigt damit vor allem das Risiko für Sonnenbrand und langfristige Hautschäden.
Mythos selbstgemachte Sonnencremen sind genauso gut wie gekaufte
Auch selbstgemachte Sonnencremes sind ein Risiko, da sie keinen verlässlichen Lichtschutz garantieren. Hier kannst du als Profi mit Fakten überzeugen und Vertrauen aufbauen.
Häufig verwendete Zutaten wie Kokosöl, Sheabutter oder ätherische Öle bieten entweder gar keinen oder nur einen sehr niedrigen Lichtschutzfaktor (z. B. Kokosöl LSF 8) und schützen zudem meist nur gegen UVB-, nicht aber gegen UVA-Strahlen.
DermatologInnen warnen außerdem vor dem Einsatz ätherischer Öle, da sie die Haut lichtempfindlicher machen und das Risiko für Sonnenbrand und UV-Schäden sogar erhöhen können.
Eine US-Studie zeigte, dass fast 70 Prozent der im Internet geteilten DIY-Sonnencreme-Rezepte keinen ausreichenden Schutz bieten. Da selbstgemachte Sonnencremes nicht wasserfest und nicht auf ihre Stabilität geprüft sind, können sie ein falsches Sicherheitsgefühl vermitteln und das Risiko für Sonnenbrand, vorzeitige Hautalterung und Hautkrebs erhöhen.
Nachhaltigkeit im Fokus – Mikroplastik vermeiden
Wenn du Wert auf Nachhaltigkeit legst (und immer mehr Kund:innen tun das!), solltest du auf Produkte ohne Mikroplastik und flüssige Kunststoffe setzen. Diese können sich in der Umwelt anreichern und sind schwer abbaubar.
So erkennst du Mikroplastikfreie Produkte:
- Inhaltsstoffe wie Polyethylene (PE), Acrylates Copolymer, Dimethicone oder Nylon-12 meiden.
- Naturkosmetik-Siegel nutzen (z. B. COSMOS, NATRUE).
- Apps wie „Beat the Microbead“ oder „ToxFox“ empfehlen.
- Marken wie Eco Cosmetics, i+m, Boep oder New Layer bevorzugen.
Alternativen zu klassischen, chemischen Sonnenschutzmitteln
Immer mehr KundInnen interessieren sich für Alternativen zu klassischen, chemischen Sonnenschutzmitteln. Die Gründe dafür sind vielfältig: Gesundheitsbewusstsein, Allergierisiken, Umweltverträglichkeit und der Wunsch nach natürlichen Inhaltsstoffen stehen dabei im Vordergrund.
- Mineralische Sonnenschutzmittel (Naturkosmetik):
Zinkoxid und Titandioxid reflektieren UV-Strahlen und sind besonders hautverträglich. Tipp: Achte auf „Non-Nano“ und möglichst transparente Formulierungen. - UV-Schutzkleidung:
Perfekt für Kinder, empfindliche Haut oder Outdoor-Fans. Ergänzt den Schutz sinnvoll – vor allem bei längerer Sonneneinstrahlung. - Pflanzenöle (ergänzend):
Sesamöl, Kokosöl oder Jojobaöl bieten minimalen Schutz – können pflegend wirken, ersetzen aber keinen Sonnenschutz. - Sonnenschutz von innen:
Astaxanthin, Beta-Carotin & Co. – Nahrungsergänzungsmittel unterstützen die Haut von innen. Aber bitte nur als Ergänzung, nie als Ersatz. - Praktische Alltagstipps:
Schatten suchen, Kopfbedeckung tragen, Sonnenbrille nicht vergessen – und die pralle Sonne zwischen 11 und 15 Uhr möglichst meiden.
Dein Extra-Tipp: Verpackung & Umweltbewusstsein
Setze auf Produkte in plastikfreier Verpackung – z. B. in Dosen aus Metall, Glas oder Papier (wie bei Suntribe oder Sol de Ibiza). Das kommt bei umweltbewussten Kund:innen besonders gut an und stärkt dein Image als nachhaltige:r Kosmetiker:in.
Fazit – Du bist die Vertrauensperson deiner Kund:innen
Sonnenschutz ist nicht optional – er ist eine der wichtigsten Maßnahmen für gesunde, schöne Haut. Mit deiner Empfehlung stärkst du nicht nur die Haut deiner Kund:innen, sondern auch deine Rolle als verantwortungsbewusste Hautexpert:in. Ob in der Kabine, im Beratungsgespräch oder bei der Produktauswahl – zeige, dass du nicht nur an schöne Haut, sondern auch an ihre Zukunft denkst.
Denn wer richtig schützt, der pflegt ganzheitlich.
Links
https://www.gala.de/stars/news/sonnencreme-selbst-machen---so-gefaehrlich-ist-das-24132430.html
https://kurier.at/gesund/rezepte-im-netz-experten-warnen-vor-selbstgemachter-sonnencreme/400499752
https://www.skincancer.org/de/blog/is-homemade-sunscreen-safe